Was für ein Klang, welch neuartiges Experiment, die musikalischen Grenzen im Pop zu überschreiten: „Story of Dakota“ heißt die neue Formation, ihr erstes Album erzählt ihre Geschichte: „Ein ewiger Kreis“. Zwei Künstler zählen zu diesem Projekt: Sasha di Capri und Johanna Schmidthals. Einer supportet sie mit seinem „indianischen“ Kulturhintergrund: Robert Alan Packard.
Das Album lebt von der Idee, in der Kultur der Ureinwohner Nordamerikas nicht allein grell bemalte Figuren in ungewöhnlichen Textilien zu sehen, sondern eben Menschen, die auf ihre Weise diese unsere Welt auch mit Klängen bereichern, die in der technisierten Welt unterzugehen drohen. „Story of Dakota“ ist ein Projekt der Verständigung, des Hinhörens, des Mitreißens und des Sanften, ohne konturlos zu werden. Es ist das Projekt im Sinne einer Kultur, die über die „Winnetou“-Filme hinaus viele Freunde in der Welt hat – zu Recht. RTL wird zu Weihnachten Neuverfilmungen der Romane von Karl May senden: Sie werden vom künstlerischen Rang her den „Winnetou“-Filmen der sechziger Jahre in nichts nachstehen. „Story of Dakota“ erschließt popmusikalisch diese Welt auf zeitgenössische Art neu.
Wer schon einmal durch die Weiten des US-amerikanischen Nordens fuhr, durch das Land, in dem viele klassische Hollywoodfilme des Indianer-Genres angesiedelt wurden, erkennt den Anspruch von „Story of Dakota“: Dort, etwa in den Hügeln der Badlands im US-Bundesstaat South Dakota, ist „Der mit dem Wolf tanzt“ gedreht worden – Weiten, die kaum zu enden scheinen. Von hier, bis in die südlichen Teile der USA von Arizona, ist das zu finden, was man als die Weisheit der Ureinwohner Amerikas, der „Native Americans“, der „First Americans“ bezeichnen kann. Hier liegen die Wurzeln der heilenden Kraft ihrer Musik, auf diesen Erden fußt der Zusammenhalt in den Familien der „Indianer“. Mensch und Natur leben hier im Einklang. Die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer, Grundlagen allen Lebens, sind zu spüren – wie in den, bis in die feinsten Klangstrukturen von „Ein ewiger Kreis“, Liedern von „Story of Dakota“:
„Feuer“ ist der perfekte Opener des Albums „Ein ewiger Kreis“, Robert Alan Packard spricht die ersten Worte auf Lakota, einer alten Sprache amerikanischer Ureinwohner im Norden der Prärie von Dakota. „Erkenne dich selbst, sei das Feuer“ spricht Johanna Schmidthals einen Appell an uns, an die Zuhörer von „Story of Dakota“. Der Song hat alle Kraft, das Projekt des Acts zu begründen: mit heftigem und konzentrierter Perkussion, die unsere Aufmerksamkeit einfordert – und wir gehorchen mit Lust auf mehr.
„Geboren um Frieden zu geben“, die Nummer 6 auf dem Album, wird solistisch durch die betörende, verführerische, flehende Stimme Johanna Schmidthals‘ getragen. Eine Ballade, die irgendwie durch die melodieführende Flöte keltisch wirkt und doch auf die universalen Traditionen der Indianer verweist: eine Friedensbotschaft, die über alle Kontinente trägt.
„Mach den Weg frei“ ist eine gesungene, im Midtempo gehaltene Sehnsucht von Sasha di Capri, im Hintergrund erhält er durch den Chor den Weg geebnet für seine Message, die der Titel des Liedes ausdrückt. Die Nummer 3 des Albums schlägt die Brücke zu neuen Ufern des Fühlens und Denkens – die suggestiven Gesangspartien weisen den Weg in eine moderne, alte Spiritualität.
„Fort von hier“ folgt dem Auftakt als Nummer – eine intensive Ballade, die von Johanna Schmidthals‘ ungewöhnlich klarer Stimme getragen wird und von Seelenverwandtschaften berichtet, die es in all unseren Alltagen geben kann, über die Geschwisterlichkeiten hinaus. Menschen, die sich ‚erkennen‘ und ‚finden‘: Das ist hier das wehmütig angestimmte Thema.
Die Künstler, die das Album zum Leben erwecken, mussten und wollten sich mit dieser Kultur vertraut machen. Und wie sie das taten, stimmlich in jeder Hinsicht eine Verneigung vor der Ästhetik des Fremden. Klänge der Sehnsucht und der Suche.
Tatsächlich ist Sasha di Capri kein Newcomer. Der gelernte Sänger und Musicaldarsteller, Jahrgang 1979, wuchs im hessischen Fulda auf, war als Vocalist und Keyboarder bei verschiedenen Bands unterwegs und absolvierte schließlich eine Ausbildung an der Stage School Hamburg. In den USA, sowohl in Florida sowie an der Juilliard School in New York arbeitete er weiter an seinem künstlerischen Profil. Der Tenor spielte in verschiedenen Rollen in Hamburg, Saarbrücken, zuletzt in Trier in dem Musical „Roger“. Kritiker attestierten ihm eine eindringliche, sympathische und kraftvolle Stimme im höheren Bariton. Er war, sprichwörtlich, Feuer und Flamme, Teil von „Story of Dakota“ zu sein.
Mit ihm ist eine junge Künstlerin, 19 Jahre jung: Johanna Schmidthals, aufgewachsen in der Nähe von Hamburg, Kind in einer Großfamilie und mit starkem Talent zur Mehrsprachigkeit. In Brasilien lernte sie Portugiesisch, Englisch ist ihr ohnehin fließend zu sprechen möglich. Sie hat in noch jüngeren Jahren Balletterfahrung sammeln können, auf Akrobatik versteht sie sich auch bestens. Gerade hat sie in ihrer Heimat in dem Musical „Cats“ gespielt in der Rolle der Jemina. Sie fiel bei Aufnahmen für ein Kinder-Album dem „Story of Dakota“-Produzenten Ivo Moring stimmlich auf – Johannes Schmidthals war im Chor für diese Aufnahmen.
Ivo Moring, 1971 in Hamburg geboren, gelernter Schlagzeuger, hat das Album „Ein ewiger Kreis“ produziert – der wilde Sound des Ursprünglichen fußt auf seinen Fähigkeit, Tonmaterial mit diesem gewissen Geheimnis zu mischen, so dass es, wie bei „Story of Dakota“ wie eine Einladung zum Träumen klingt. Moring war (mit Thorsten Brötzmann) verantwortlich für den Millionenseller von DJ Ötzi „Ein Stern“. Weitere Top 10-Hits: Christina Stürmers „Nie genug“, Banaroos „Space Cowboy“ und Lutricia McNeals „Perfect Love“.
Dieses neue Projekt wird, sozusagen als Segen eines stillen Häuptlings, eines „Stammesvaters“ unterstützt von Robert Alan Packard. Er, der in dem Kassenschlager „Der Schuh des Manitu“ mitgespielt hat, hat zwei Titel auf dem Album „Der ewige Kreis“ mit gesprochenen Versen bereichert: Seine „spoken words“ verleihen „Story of Dakota“ einen gewissen rauen Beiklang. Packard, selbst kulturell von amerikanischen Ureinwohnern stammt, lebt schon lange in Deutschland – ihm war es eine Ehre, dem Debütalbum als „guter Geist“ während der gesamten Produktion zur Seite zu stehen. Bei „Feuer“ und Kinder einer Welt“ ist er als „Gewissen“ einer besseren Welt sprechend zu hören.
In Europa hat indianische Kultur stets starke Resonanz gefunden, nicht zuletzt durch die Romane Karl Mays, die zum Träumen einladen und Abenteuer mitfühlbar machen. Es sind dies Geschichten, die über die indianische Kultur hinaus Bedeutung haben. Musik – die verbindet. Tatsächlich wirken auch auf uns Ethno-Sounds, besonders indianische Rhythmen, anregend und entspannend zugleich – und körperlich erfahrbar. In ihnen steckt, so phantasieren sehr viele Menschen, der Traum von einer Welt voller Liebe, einem Leben im Einklang mit unserer Natur. Unbestritten verkörpern diese Klänge die Ideen von Frieden, Liebe, Gesundheit, Natur und Stärke in selbstbestimmter Art. Stammesnamen wie Sioux, Dakota, Apachen und Hopi klingen wie Chiffren einer Ursprünglichkeit, die uns heute ja vielfach abhanden gekommen ist.
Story Of Dakota
Album „Ein ewiger Kreis“ / Veröffentlichung: 25. November 2016