Dass Ost und West längst zusammengewachsen sind, daran besteht wohl kein Zweifel mehr. Aber erst im Jahr 21 der Wiedervereinigung wurde der Mauerfall auch musikalisch auf eindrucksvolle Weise hörbar:
Ute Freudenberg, die zunächst ost-, später west- und nunmehr gesamtdeutsche Sängerin aus Weimar, und Christian Lais aus Kandern im süd-westlichsten Zipfel der Republik, lieferten 2011 den ersten Song, der sich dieses Themas annahm. „Auf den Dächern von Berlin“ porträtierte die kleinen Unterschiede der Lebenswelten in „BRD“ und „DDR“ und war Startbasis einer musikalischen Ost-West-Liaison von ungeplanter Dauer und mit ungeahntem Erfolg. Binnen kürzester Zeit avancierte das Lied schon zum Evergreen, und der Erfolg des Duos Freudenberg & Lais verlangte unabdingbar eine Fortsetzung dieses eigentlich als einmalig gedachten Projektes. Die regulär geplanten Solo-CDs beider Künstler wurden verschoben, stattdessen erschien das erste gemeinsame Album „Ungeteilt“. Ein Überraschungserfolg: Monatelang hielt sich der Tonträger in den Charts, wurde unter anderem mit einer Goldenen Schallplatte und einer Echo-Nominierung dekoriert. Außergewöhnlich war dies nicht nur für den (übrigens gerade 50 gewordenen) „Nachwuchsstar“ Christian Lais, der vor ein paar Jahren noch im ganz normalen Berufsleben stand, sondern auch für Ute Freudenberg, deren Künstlerkarriere in ihrem vierzigsten Jahr Erfolgsdimensionen erreichte wie in den 39 Jahren davor nicht. Außergewöhnlich aber auch, weil in einem Genre, in dem sonst überwiegend im computerprogrammierten Viervierteltakt Beziehungsprobleme und Himmelskörper partytauglich besungen werden, auf einmal Zuhören wieder gefragt war.
Zwei Jahre später erscheint nun endlich die Fortsetzung. „Spuren von uns“ nennt sich die Sammlung und enthält 11 neue Duett-Titel sowie zwei ganz besondere „Crossovers“: Beide Künstler haben sich ihren Lieblingssong vom jeweils anderen ausgesucht und interpretieren ihn auf ihre ganz persönliche Weise. So gibt Ute Freudenberg mit ihrer Powerstimme dem sanften Single-Hit „Sorry dafür“ von Christian Lais eine völlig neue Note, während sich ihr Duett-Partner mit ihrem Rock-Titel „Begegnen“ ebenfalls von einer ganz anderen Seite zeigen darf. „Ich hatte das Gefühl, dass der Titel ein bisschen untergegangen war, weil er nie als Single-Auskopplung erschienen ist“, erläutert dieser seine Wahl. „Er hat mich aber immer ungeheuer berührt und von der Live-Tour wusste ich, wie viel er den Menschen bedeutet, deshalb wollte ich ihn unbedingt auch einmal selber singen.“
In ihren Duetten führen Freudenberg & Lais mit ihrem angestammten Autorenteam Brandes/Brinkmann/Meinunger das Erfolgsrezept von „Ungeteilt“ fort: Gesungene Alltagsphilosophien und Geschichten mit hohem Identifikationspotenzial, die auch vor Problemen nicht zurückschrecken. So schildert „Verlor’n über Nacht“ beispielsweise ein menschliches Schicksal hinter einer so genannten ‚Rationalisierungsmaßnahme‘, wie sie leider jeden Tag irgendwo passiert. Doch auch die leichten und wärmenden Töne kommen nicht zu kurz wie in der berührenden Freundschafts-Ballade „Du bist meine Burg“ oder dem winterlichen (aber bewusst nicht weihnachtskitschigen) musikalischen Stilleben „Immer“.