In Bewegung bleiben – „En Movimiento“, der Titel des neuen Marquess-Albums ist eine Ansage! Sänger Sascha Pierro, Keyboarder Christian Fleps und Gitarrist Dominik Decker starten mit gesteigerter Energie ins zweite Jahrzehnt ihres Bestehens als Band. Die 13 Songs der neuen Platte fußen auf den musikalischen Koordinaten, für die Marquess wie keine andere Band steht. Melodische Songs, die von temperamentvollen Latino-Beats getragen werden, sind das vielgehörte Markenzeichen der drei Musiker. Aber während der Arbeit an „En Movimiento“ fand der überaus feiertaugliche Bandsound neue Anknüpfungspunkte. Auf der anderen Seite des großen Teichs, auf Kuba, in Latein- und Mittelamerika, entstand ein neues, zeitgemäßes Marquess-Selbstverständnis. Drüben, wo der Sommer niemals im Keller stattfindet, gehört Musik zum Leben wie Essen und Trinken. Dort, wo der Begriff „Fiesta“ ein Lebensgebot ist, befindet sich die Musik im stetigen Wandel, „En Movimiento“. Ein paar Flecken Erde, die wie Sehnsuchtsorte auf die drei ewig Musikneugierigen von Marquess wirkten, gaben die entscheidenden Impulse für ihr neues Album. Was bei anderen läuft, pulsiert bei Marquess lebensfroh: Schweißtreibende Dancehall-Beats treffen auf ein satt-melodiöses Fundament. Rap, wie ihn die Kubaner verstehen, katapultiert die Latino-Fährte wieder dahin, wo sich das Leben abspielt, in die Calles, die Straßenschluchten von Havanna. „Suavecito“, der erste Single-Release aus „En Movimiento“, formuliert das neue musikalische Lebensgefühl von Marquess perfekt: Der Beat ist das Ziel!
Der frische, aus der Karibik und Lateinamerika herüber gewehte Wind, brach viele Gewohnheiten bei Marquess auf, wie die Band erzählt: „In der Musik ist es wie in einer Beziehung. Wenn man in einer Partnerschaft auf der Stelle tritt, wird die Liebe statisch und das Feuer, das einst brannte, erlischt. Ist man in der Musik nicht bereit, seine Komfortzone hin und wieder zu verlassen, um über den eigenen Tellerrand hinaus Ausschau zu halten, zitiert man sich irgendwann selbst. Wir leugnen mit unserem neuen Album keineswegs unsere musikalische Vergangenheit. Vielmehr bauen wir darauf auf, indem wir uns von jungen Kollegen aus Kuba, Venezuela und Mexiko und ihren Musikauffassungen inspirieren ließen.“ Addiert man zu deren aktuellen Beat-Verständnissen das Marquess-Vermögen, ausgesprochen schöne Gesangslinien locker aus dem Ärmel zu schütteln, die sich sofort festsetzen, hat man eine ziemlich exakte Vorstellung von „En Movimento“. Alles bleibt beim Hören des Albums in Bewegung: Körper und Seele, Tanzbein und Herz, Fernweh und das gute Gefühl, eine bekannte Band mit einem vertrauten Sound runderneuert erleben zu können. Das rhythmische Spektrum des neuen Albums zieht weite Kreise. Dancehall, ursprünglich auf Jamaika und längst in jedem besseren Club der Welt beheimatet, lässt die eigentlich balladesken Songs „Julia“ und „Te Extraño“ wie lebensfrohe Up-Beat-Nummern klingen. Der schnell getaktete Salsa „No Necesito“ bringt mitsamt jubelnden, kubanischen Bläsern wunderbar-farbenfrohes Flair ins musikalische Marquess-Vokabular.
Wer wagt, gewinnt. Marquess brachen für „En Movimiento“ ohne das Wissen, was sie konkret erwartete, zu neuen Ufern auf. Am Anfang des Album-Entstehungsprozesses wurde lediglich einstimmig der Wunsch formuliert, sich nicht wiederholen zu wollen. Als musikalische Schatzsucher haben sie schließlich die Erkenntnis gewonnen, dass nur cool klingt, was der Intuition entstammt. Sich auf dieses Abenteuer einzulassen, das Gefühl als Kompass zu nutzen, braucht Mut, wie die Band unterstreicht. „Du kannst, sinnbildlich gesprochen, immer wieder einen All-Inclusive-Urlaub im gleichen Hotel buchen. Dabei kann man zwar eine Woche lang super chillen, aber für Kreative ist das tödlich, weil du dabei immer das Gleiche erlebst. Als wir auf Kuba ankamen und in Havanna unsere Zelte aufschlugen, war das erstmal anstrengend. Es ist tierisch heiß und unglaublich laut dort. Aber auch elektrisierend, weil die Stadt einen geradezu zwingt, sich ihrem Groove hinzugeben. Diese Erfahrung hat uns gefordert und unsere Kreativität gefördert. Havanna steckt voller Energie und die hat uns angestiftet, etwas Neues zu wagen.“ Vor diesem Hintergrund ist der von Percussion-getragene Song „Tic Tac“, der das Zu-spät-kommen und das ewige Hetzen durchs Leben thematisiert, mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Marquess klangen derweil nie jetziger als auf „En Movimiento“ – ohne jedes Hetzen, ohne Anstrengung.
Der aus Havanna stammende Rapper Raykuba ergänzt Marquess als Feature-Gast auf der neuen Platte mit coolem, perkussivem Sprechgesang. Im nonchalant groovenden „Oh Camarera“, in „Te Extraño“ und „Suavecito“ ist Raykuba als Performer allgegenwärtig. Nené Vásquéz aus Venezuela fand nach Stationen in Kolumbien, New York und als Trommler für Shakira, einen festen Platz im Live-Line Up von Marquess. Auf „En Movimiento“ tritt der Grammy-Gewinner als Co-Texter, Percussionist und Rapper stärker in den Vordergrund. Allen voran in „Calle del Ritmo“, dem Opener des Albums, der sowohl inhaltlich wie auch musikalisch vorgibt, in welche Richtung die Kompassnadel auf „En Movimiento“ ausschlägt. Ricardo Grijalva aus Mexiko hat in Zusammenarbeit mit Marquess die Texte zum sentimentalen, lyrischen „Ayer“ und zur hymnisch-pulsierenden Single „Suavecito“ geschrieben. Gemeinsam mit ihren musikalischen Gästen ist Marquess das Kunststück gelungen, ihre Musik nach zig Gold- und Platin-Awards und mehreren Nummer-1-Hits in ungemein frische Schwingung zu versetzen – „En Movimiento“ eben!