Was soll nur aus einem jungen Mann werden, dessen Vater leidenschaftlicher Hobby-Bassist, die Mutter Sopranistin, der eine Großvater hervorragender Trompeter und bekannter Dirigent, der andere einer der besten Zitherspieler vom Tegernsee ist?
Man kauft ihm im Alter von 5 Jahren einen Trachtenanzug (denn Jodeln kann er seit Geburt), stellt ihn auf eine Bühne kündigt ihn groß an und wartet, was passiert:
Nachdem Klein-Michael die Menschenmenge erblickt hatte, rennt er weinend von der Bühne. Sein erster Auftritt!
Zum Glück blieb es nicht dabei. Papa Korn, im wirklichen Leben (neben dem Chor-Gesang) Schneider und Alleinernährer der Familie, besorgte für kleines Geld ein Ur-Alt-Klavier (Baujahr 1870), kohlrabenschwarz mit Kerzenleuchtern und 6 Zentner schwer, hievte es mit Gabelstapler und 5 Kumpels aus dem Chor in die Schneiderwerkstatt im Keller seines selbst- und neugebauten Einfamilienhauses und meldete seinen Sohnemann sogleich bei der einzigen Klavierlehrerin im Ort, Fräulein Dümler, an.
Nein, nicht Frau Dümler, sie bestand auch noch in ihrem Rentenalter (nach gefühlten 60 Jahren als Dorflehrerin) auf der jungfräulichen Anrede in Ermangelung eines geeigneten Gatten.
Schon nach der allerersten Klavierstunde, mit dem Grundwissen der 5-Ton-Reihe von C bis G, komponierte er am selben Nachmittag sein erstes Lied: DIE HEXE IST IM BÖHMERWALD, aufgemalt mit eben diesen ersten Noten und mit Text, den Mama Luise darunter schreiben musste.
Im Laufe der nächsten Jahre und vielen, vielen Tonleiterübungen sowie der klassischen Ausbildung mit allen Bänden von „Der junge Pianist“, den Fingerübungen von Czerny und dem „Wohltemperierten Klavier“, gelang es Michael doch zwischendurch immer mal wieder Schlager oder Evergreens auch ohne Noten am Klavier zu intonieren und dazu zu singen. Die Lieder auf Schallplatten von Fred Bertelmann, Caterina Valente, Conny Froböes und natürlich Franzl Lang konnte er bald auswendig singen und zum Bayerischem Defiliermarsch, Radetzky und Alte Kameraden schwang er den Taktstock oder trommelte mit handgedrechselten Stöcken von Opa Andres (der Zither-Guru, der auch Schreiner war) auf den Kissen und dem Teppich vor dem Telefunken-Radio mit Plattenspieler.
Ein eigenes Schlagzeug, das war das eigentliche Instrument, von dem Michael Tag und Nacht träumte. Und auch mal Rock-Musik machen, von der die Anderen in der Schule so oft erzählten und ihn auch oft genug mangels Kenntnis und „seinem Holeradiri-Gejaule“ aufzogen. Er bedrängte seine Eltern so lange damit, dass sie ihn dann doch nach der Kommunion auch noch bei der Jugendkapelle im hiesigen Musikverein anmeldeten und er seine erste Marschtrommel bekam.
Rudi Mann war der Ausbilder für die Schlagzeuger im Verein und selbst Drummer in einer kleinen aber doch regional sehr bekannten Tanzband, den „Morinos“.
Stundenlang saß Michael bei Auftritten des Vereins und der Tanzband neben dem Schlagzeug, klaute mit den Augen und Ohren was er aufsaugen konnte und träumte von der großen Karriere.
Als Messdiener und Mitglied im Bubenchor kannte er natürlich auch den Pfarrer gut und dieser erlaubte ihm auch öfters mal, auf der Kirchenorgel zu spielen, das, wenn er sich unbeobachtet fühlte, nicht nur religiöse Lieder waren, sondern es konnte auch mal passieren, dass St.Peter und Paul vom Altar Rock´n Roll Rhythmen zu hören bekamen.
Eines Tages stand der Pfarrer nun an der Haustür der Korns, Michael öffnete, ahnte Schlimmes, verschwand auf sei Zimmer und harrte der Dinge, die da auf ihn zukommen würden. Nach dem Gespräch mit dem Pfarrer riefen ihn Vater und Mutter mit sehr ernster Miene ins Wohnzimmer und berichteten:
Pfarrer Kargl hatte ihn schon längere Zeit beobachtet und fand seine Stimme und Spielweise doch irgendwie besonders, und zwar besonders förderungswürdig. Er hatte sich schlau gemacht und wollte Michael auf ein Konservatorium für Knaben schicken, die Kosten würden die Diözese und er privat zu jeweils einem Drittel tragen und auf Papa Korn würde nur ein Anteil von 500 D-Mark entfallen.“Nur“ – dieses Wort war für Papa Adolf Korn als kleinem Schneider ein Stich ins Herz und er musste seinem Sohn mit Tränen in den Augen sagen: „Bub, es geht net !“
Ab diesem Zeitpunkt wusste Michael, was er werden wollte: MUSIKER, und zwar unter allem Umständen! Egal, wie! Egal, wo! Basta!
Er wusste aber auch, dass er sich alleine durchboxen musste, also sparte er sein gesamtes Kommunion-Geld, ging noch Zeitung austragen, übte tagsüber in jeder freien Minute am Klavier und an der Trommel, las abends unter der Bettdecke alles, was er über Musik fand und schaffte es tatsächlich, mit 12 Jahren dann sein erstes Schlagzeug zu bekommen. Ein HoShino-Drum, in Glitzeroptik, von Tony´s Music-Shop in Aschaffenburg, mit Verhandlungshilfe seiner Cousine Edith, die in der Band sang, in der ihr Mann Rüdiger mit diesem Tony zusammenspielte.
„DIANA“ – so hieß die Band die Michael zusammen mit seinem Cousin Wolfgang (übrigens später ein bekannter E-Bassist und Bass-Hersteller), fünf weiteren Freunden aus der Jugendkapelle sowie einigen Kumpels von der Katholischen Jugend (KJG) gründete und mit der die ersten Tanzkapellen-Auftritte absolviert wurden.
– Fortsetzung folgt –